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Des Kaisers verschollener Diamant

Die Geschichte, um die es heute geht, steht Indiana Jones Abenteuern in nichts nach. Es geht um einen verschollenen Diamanten, das Ende einer Monarchie, einen Putschversuch und Diebstahl.

Als ein Diamant mit der Monarchie verschwand

Die Habsburgerdynastie regierte etwa 650 Jahre über österreichische Gebiete. In der Zeit ihrer größten Machtausdehnung herrschte sie fast über ganz Europa und andere Regionen in der Neuen Welt. Dabei horteten sie allerlei Schätze aus der ganzen Welt in ihrer Schatz- und Wunderkammer, die über die Jahrhunderte stetig wuchs. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich in Österreichs Museen mancherlei sagenhaftes Gut befindet.

Ein legendenumwobener Schatz fehlt jedoch in der Schatzkammer: Der Diamant »Florentiner«.

Der Florentiner

Die Rede ist nicht von irgendeinem Diamanten, sondern von einem strahlend gelben Diamanten, der 1477 das erste Mal erwähnt wurde. Abgesehen von seiner historischen Bedeutung, galt der »Florentiner« bis zu seinem Verschwinden als der viertgrößte Diamant der Welt. Auch die Quelle seines Ursprungs ist umstritten. Der plausibelsten Theorie nach war er im Besitz von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund.

Karl der Kühne kam 1477 bei der Schlacht von Nancy ums Leben. Der Legende nach fand ein Landsknecht den Stein auf dem ehemaligen Schlachtfeld, ohne aber seinen hohen Wert zu erkennen. Er verkaufte ihn zu einem geringen Preis an einen Pfarrer. Von da an wechselte der Diamant mehrmals den Besitzer. Die Städte Bern und Lyon sollen im Besitz des Steines gewesen sein und ebenso der Herzog von Mailand, bis er an Papst Julius II. ging, wo er ca. 50 Jahre verblieb. Danach gelang er in die Hände der Familie Medici, Großherzöge der Toskana. Als die Medici 1737 ausstarben wurde Franz Stephan, Gemahl Maria Theresias, zum neuen Großherzog ernannt und der Diamant wurde dem Besitz der Habsburger zugeschrieben. Aus dieser Zeit stammte auch der Name des Steins. Er wurde von Maria Theresia von »Großherzog der Toskana« auf »Florentiner« umgetauft.

1918, Das Ende der Monarchie

Ab der Zeit Maria Theresias wurde dieser bedeutungsvolle Edelstein als Teil des Kronschatzes der Habsburger in der Hofburg aufbewahrt. In der Schatzkammer der Hofburg werden bis heute die Kronjuwelen und andere wertvolle Schätze des Kaisertums ausgestellt. Der »Florentiner« wäre heute auch noch dort, wäre da nicht der Untergang der Monarchie dazwischengekommen.

In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1918 begab sich der Oberstkämmerer in die Schatzkammer. Er brach die Vitrine XIII auf und entwendete das Schmuckstück, in das der »Florentiner« eingearbeitet war. Dabei handelte er auf Befehl des Kaisers persönlich.
1918 endete der Erste Weltkrieg und das Kaisertum Österreich stand nicht auf der Gewinnerseite. Karl I., seit 1916 Kaiser von Österreich, ahnte nichts Gutes für die Monarchie. Die Stimmen, die nach einer Abdankung des Kaisers verlangten, wurden immer lauter. Gerade mal eine Woche bevor der Kaiser die Verzichtserklärung auf alle Regierungsgeschäfte am 11. November 1918 unterschrieb, wurde der »Florentiner« außer Landes gebracht.

Es wäre jedoch zu einfach zu behaupten, dass Kaiser Karl I. das Schmuckstück stehlen ließ. Seiner Auffassung nach waren die Kronjuwelen im Familienbesitz und gehörten nicht dem Staat. Die Diskussion, die diese Ausfuhr des Kronschatzes nach sich zog, resultierten jedoch in den Habsburgergesetzen, die die Enteignung der Familie Habsburg beinhalten.

Putschversuch zum Ersten

Mit seiner Vorahnung hatte Kaiser Karl I. also Recht behalten. Er musste nicht nur eine Regierungsverzichtserklärung für Österreich, sondern auch für Ungarn unterschreiben. Zusätzlich wurde im Frühling 1919 die gesamte kaiserliche Familie ins Exil geschickt. Die Schweiz war bereit, die Familie Habsburg mitsamt ihrer acht Eisenbahnwagons voller Luxusmöbel und Kunstgegenstände aufzunehmen. Und glücklicherweise befand sich ein gewisser »Florentiner« Diamant schonmal in der Schweizer Nationalbank.

Karl I. würde diese Umstände auf keinen Fall akzeptieren. Gerade in Ungarn war die Lage politisch unübersichtlich und es gab dort noch einige Anhänger der Monarchie, auf die er bauen konnte. Ostern 1921 fuhren Karl und seine Frau Zita inkognito nach Ungarn in der Erwartung, die Monarchie im Handumdrehen wiederherzustellen. Dieser Versuch war zum Scheitern verurteilt. Sie achteten weder auf Ungarns innenpolitische Schwierigkeiten, noch weihten sie ihre ungarischen Verbündeten in ihre Pläne ein.

Der schlechteste Deal aller Zeiten

Aber noch immer gab Karl nicht auf. Er war sich sicher, dass der nächste Putschversuch erfolgreich sein würde. Doch nun hatte er ein großes Problem: Er war pleite. Seine Kunstsammlung und Wertgegenstände hatte er bereits für den ersten Putschversuch verkauft und es blieb nichts mehr übrig, was er noch zu Geld machen konnte, außer … »Der Florentiner«!

Man war sich bewusst, dass dieser Diamant derartig kostbar war, dass er nur in äußerster Not weggegeben werden durfte. Und in so eine Not war Karl nun geraten. Schnell fand man einen Kaufmann, Alphons Sonderheimer, der bereit war, den Stein gegen ein Pfand von 1,6 Millionen Schweizer Franken einzutauschen. Natürlich musste der Kaufmann versprechen, den Diamanten auf keinen Fall weiterzuverkaufen, sondern für die Habsburger Familie aufzubewahren, bis sie das Pfand lösen konnten. Und das wäre ohnehin ein Kinderspiel, wenn Karl erst wieder König von Ungarn wäre.

Doch der zweite Putschversuch scheiterte erneut. Karl und seine Familie wurden diesmal nach Madeira ins Exil geschickt und sie kamen nicht mehr in die Schweiz zurück. Stattdessen kam ein gewisser Herr Bruno Steiner, Karls ehemaliger Finanzberater, auf dessen Anraten der Stein erst verpfändet wurde. Er käme im Auftrag der Familie Habsburg, um den Diamanten auszulösen, behauptete Steiner und bezahlte die ausgemachte Summe an den Kaufmann. Danach war er spurlos verschwunden und mit ihm der Florentiner.

Für immer verschollen?

Jahrzehntelang wurde der Stein von Schatzjägern und Interessenten gesucht – ohne Erfolg. Doch 1981 tauchte bei einer Auktion von Christie’s ein großer gelber Diamant als Kette gefasst auf. Der gelbe Edelstein war namenlos, was für die Größe eines solchen Diamanten sehr außergewöhnlich war. 600.000 Schweizer Franken bot ein anonymer Bieter über das Telefon für das Schmuckstück. Seitdem sind die Stimmen der Schatzjäger, die nach dem »Florentiner« suchten, verstummt. Aber wer weiß, vielleicht taucht er eines Tages doch wieder auf.


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